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Zen quotidien

Meine geheime Beziehung mit dem Dalai- Lama

Die tolle Ubersetzung ist von Regula Manz : vielen vielen DANK ! :-)

Es ist Zeit, alles zu enthüllen, diese Geheimnistuerei hat schon viel zu lange gedauert! Durch die folgenden Zeilen werdet ihr besser verstehen. Und was mich betrifft, werde ich erleichtert sein. Hier also eine Art von „spirituellem Coming-out » mit ein paar Anekdoten…

Ich habe den Dalai-Lama 1991 kennen gelernt, im Jahr meines Abiturs. Damals war ich ein Teenager wie viele andere, ein wenig verwirrt, die Straßenlaternen mit der Sonne verwechselnd. Eines Tages, ein Tag nicht wie alle anderen, haben mich meine Schritte zu einer Bibliothek in meinem Stadtteil geführt, ich bin zwischen den Regalen hindurchgegangen und wollte einfach die Zeit verstreichen lassen und besonders nicht an den gestrigen Abend denken.

Weshalb haben meine Hände dieses abgegriffene Buch herausgezogen? Die Geschichte erzählt das nicht. Der Umschlag zeigte einen kleinen, braungebrannten und lächelnden Mann, gewandet in ein rotes Kleid (Ein Kleid, eine Robe für einen Kerl! Echt cool!). Und so hat alles angefangen.

Ohne dass jemand etwas merkte, quasi inkognito, habe ich das Buch verschlungen. Ein „Partygirl », das liest, das war schon seltsam. Dennoch habe ich das Buch so schnell gelesen, wie ich damals ein großes Bier runterkippte (meine Fähigkeiten in diesem Bereich haben beträchtlich nachgelassen, niemand wird das bedauern).

Danach? Danach habe ich das Buch wieder weggelegt. Dann habe ich den Blick gehoben und um mich geschaut, mit dem unglaublichen Gefühl, dass ich die Welt zum ersten Mal anschaue. Es gab den Himmel, Wolken, Bäume, Leute, Hunde, aber plötzlich hatte diese ganze Landschaft etwas Beruhigendes.

Ich habe niemandem etwas gesagt. Der Raum hatte sich geöffnet: Ein kleiner roter Mann war in mein Leben getreten.

In den folgenden Jahren war der kleine rote Mann eher diskret. Ich habe Liebesgeschichten aneinandergereiht, eine Art von initiatorischen Liebeserfahrungen, ohne je den Männern meines Lebens zu sagen, dass wir in Wirklichkeit eine Dreiecksbeziehung lebten. Und jedes Mal, wenn ich mich im Anderen verloren hatte (meine Spezialität), veröffentlichte mein kleiner Mann ein Buch oder hielt einen Vortrag (auf Audiokassetten … erinnert ihr euch?), die mich wieder auf den Weg zurückführten.

So fasste ich Vertrauen zu ihm und verfolgte genau, wie er lebte, sich bewegte, sprach, lachte. Wie die Anhänger des NLP (neurolinguistisches Programmieren) sagen würden: Ich habe ihn mir modelliert. Oder eher: Ich habe ihn eingesaugt, ausgesaugt wie ein Vampir, wie eine Gottesanbeterin. Unsere symbiotische Beziehung hat sieben Jahre gedauert.

Sieben Jahre Auseinandersetzungen, Trennungen, Sich-Wiederfinden, alles in Allem sieben Jahre Glück. Als er sein Buch „Die Kunst des Glücks » (mit Howard Cultler) veröffentlichte, wusste ich, dass dies der Zeitpunkt war, zur Tat zu schreiten. Ich habe ein buddhistisches Retreat gemacht, dann ein weiteres, dann noch ein anderes, und schließlich bin ich Nonne geworden.
Es war so vorgesehen, er und ich, fürs Leben.

Es gab nur einen kleinen Fehler im Programm: Die Farbe! Es gab kein Zinnoberrot auf der Farbpalette. Ich bin Zen-Nonne geworden, ganz schwarz gekleidet (vielleicht eine karmische Erinnerung an meine Gothic-Jahre?). Seine Heiligkeit war mir deswegen nicht böse. Er hat weiterhin gelacht, weise gestrahlt und Nönnlein und Mönchlein beim täglichen Meditieren beobachtet.

Vor einigen Wochen war der Dalai Lama in Straßburg ( Frankreich ) . Unseren Anfängen getreu, habe ich ihn von Weitem lachend angeschaut und dabei das Gesetz der wechselseitigen Abhängigkeit, das uns so nahe bringt, genossen!

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